Sonntag, 3. März 2013

Ein schwerer Abschied

Ich hätte niemals gedacht, dass es soweit kommen müsste – aber die Arbeitsbelastung, die die mittlerweile 19 Ponys mit sich bringen – hat einfach dazu geführt, dass ich am Ende meiner körperlichen und auch z.T. psychischen Kräfte angelangt bin. Denn ich nehme jede Pferdeseele, deren Wohlergehen und artgerechte Ausbildung sehr ernst. Doch dafür war gar kein Raum, keine Kraft mehr. Als Folge bin ich leider völlig zusammen gebrochen. Um nicht das ganze ‘Schiff Ponyschule’ untergehen zu lassen, musste ich eine schwere Entscheidung treffen und mich von drei Ponys trennen, um nicht alle anderen zu gefährden. Schweren Herzens sind Baschka, Grazina und Pearl sehr spontan nach Preten umgezogen, wo sie in der Schäferei Seebürger inmitten von vielen Rindern und Eseln erst einmal die Freiheit lernen und genießen können, bevor über ihre weitere Zukunft bestimmt wird.

Der Tag des Abschieds war sehr schwer und ich danke all den Kindern von ganzem Herzen, die sich ihren Gefühlen gestellt haben und den Mut hatten, diesen letzten Tag voller Freude mit den Ponys zu verbringen.

 P1110230 P1110232

Am schwersten hatte es sicherlich Annika, die so viel Kraft, Liebe und Energie in die Ausbildung von Baschka gesteckt hat, um aus ihr bis zu diesem Zeitpunkt ein unglaublich sensibles Reitpony zu machen. Ein  letzter Ritt auf Hof Auetal 

P1110233 P1110239

Dann haben wir die Chance genutzt und die angekoppelten Anhänger gleich zum allgemeinen Verladetraining zu nutzen. So waren die Ponys völlig entspannt, als es dann ernst wurde.

P1110242 P1110244

Man stand regelrecht Schlange, um endlich in den Hänger zu kommen, um das leckere Brot zu knuspern. Selbst Tulkas war drin (hat Bernd fotografiert. Bilder kommen nach)

P1110251

Dann galt es, die drei Grazien für ihr neues Zuhause schön zu machen. Noch lachen alle, wenn auch mit wehem Herzen. Aber ich bin so stolz auf die Kiddis, wie sehr sie sich vor den Ponys zusammen genommen haben, um ihnen den Abschied nicht zu schwer zu machen.

 P1110255

Dann waren wir mit zwei Zuggespannen und einem Privat-PKW angekommen. Vor Ort erwarteten uns unter anderem eine sehr neugierige Eselherde, die es sehr aufregend fand, was da auf die Weide fuhr.P1110256

Ein sehr tränenreicher Abschied von Baschka, die eher freudig erregt wirkte. Baschka ist in dieser Gegend aufgewachsen. Als sie aus dem Hänger ausstieg, blickte sie um sich um und begann zu blubbern. So, wie es Pferde tun, die Vertrautes wieder erkennen. Annika konnte sie kaum halten, so sehr drängte es sie, diese unglaubliche Weite, dieses Vertraute neu zu erkunden. Wir führten sie in die große Herde, bestehend aus Kühen, Wasserbüffeln und Eseln. Die beiden Fohlen folgten ihr neugierig und sehr vertrauensselig. Ein Abenteuer unter der Obhut von der sehr starken Baschka. Und die ließ sich auch nicht von den angriffslustigen Wasserbüffeln beeindrucken, sondern jagte diese einfach zurück. Zehn Minuten auf der neuen Weide und sie wälzte sich. Das tun Pferde nur, wenn sie sich wohl fühlen.

  P1110258 

Annette und Klaus werden neben anderen ab jetzt täglich ein Auge auf die drei haben, ob es ihnen gut geht und sie genügend Wasser und Futter abbekommen. Ein gutes Gefühl, da sie Tiere sehr lieben und viel Ahnung haben.

 P1110261

Die Esel zeigten schnell Interesse an den drei Neuen und Pearl ihrerseits suchte den ersten Kontakt. Doch Baschka ging voran und erkundetet erst einmal das gesamte Areal – dicht gefolgt von Bernd mit der Schuss bereiten Kamera.

P1110263

Es ist ein sehr zweischneidiges Schwert: Zum einen die Frage, wie geht es den Ponys jetzt? Pferde leben immer im Hier und Jetzt. Dort wo sie gerade sind, ist ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Sie denken nicht an uns zurück. Sie setzen sich mit ihrem neuen Umfeld auseinander. Dadurch, dass Baschka an den Ort ihrer Geburt, ihrer Kindheit zurück gekommen ist – und das ganz offensichtlich voller Freude – vermittelt sie den beiden Fohlen ein Gefühl von Abenteuer, Freude. Sie schenkt ihnen das Gefühl von Freiheit. Etwas, das nicht viele Pferde erleben dürfen.

Wir Menschen haben in den letzten drei, bzw zwei Jahren diesen Ponys die Welt der Menschen auf sehr sanfte und verständnisvolle Weise nahe bringen dürfen. Sie haben nie etwas schlechtes, negatives mit uns erlebt - also eigentlich einen optimalen Start für ein langes Pferdeleben – wo auch immer das landen mag, werden wir langfristig entscheiden. Das ist so viel mehr, als die meisten anderen Artgenossen erleben dürfen.

Auf einem ganz anderen Blatt steht unsere eigene Trauer über den Verlust dieser drei wunderbaren Pferdepersönlichkeiten. Sie sind nicht zu ersetzen. Es wird weh tun, sie werden fehlen (tun es bereits jetzt und auch ich weine, während ich dies schreibe). Ihre mehr und weniger liebevollen Macken, die wir in den nächsten Tagen und Wochen einfach vermissen werden und ein Loch in unser Herz reißen werden. Doch den Ponys geht es gut. Es ist unser Schmerz, unser Verlust. Redet miteinander, mit mir darüber, schluckt es nicht runter. Lasst die drei durch unsere Gespräche, unser Erinnern nach wie vor unter uns sein. Sie haben uns so viel gegeben, wir haben ihnen so viel geschenkt.

Baschkla wäre ohne uns tot – ihr Fohlen Grazina hätte niemals das Licht der Welt erblickt. Wir haben ihnen einen tollen Start ins Leben ermöglicht – und ich weiß aus tiefstem Herzen, dass sie ihn super weiter führen werden!!! Wir werden dafür sorgen. Lasst uns die Energie, die jetzt frei geworden ist, dem Rest der Herde schenken. Denn davon hat es ebenfalls jedes einzelne Seelchen verdient!

3 Kommentare:

  1. Hut ab vor deiner Entscheidung. Auch wenn es im Moment weh tut, sie war richtig! Ich drück dich!

    AntwortenLöschen
  2. finde ich auch ! :)
    Sich von Pferden zu trennen ist immer schwer..ich spreche aus Erfahrung.
    Aber eine Frage habe ich: wieso grade in eine Esel Herde ?
    lg C. Tiemmermann

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist eine gemischte Esel- Rinderherde innerhalb einer Schäferei in einem Biosphärenreservat. In der dortigen Konik-Herde laufen Hengste mit und wir wollen ja nicht noch mehr Fohlen Bei der gemischten Herde haben sie Platz, leben sehr naturnah und ich kann sie 'zwischenparken' bis ich eine endgültige Lösung gefunden habe, bei der alle drei gleichzeitig zu ihrem endgültigen Zuhause kommen - da bahnt sich schon was an, darf aber nicht übers Knie gebrochen werden. Jüngstes Feedback - es geht ihnen großartig und die Fohlen jagen die Rinder... .

      Löschen